Der Campbell- Zwerghamster (Phodopus campbelli) gehört wie der Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborovskii) und der Dsungarische Zwerghamster (Phodopus sungorus) zu der Gattung der Kurzschwanzzwerghamster (Phodopus).
Das erste Typusexemplar wurde erst 1902 von Charles Campbell in der nordoöstlichen Mongolei entdeckt. (Zum Vergleich: der dsungarische Zwerghamster wurde bereits 1772 durch Pallas beschrieben). 1990 wurden rückwirkend zwei Unterarten unterschieden: einmal die Nominatform des östlichen Campbell-Zwerghamsters (Phodopus campbelli campbelli, Thomas 1905) und den westlichen Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli crepidatus, Hollister 1912). Bis Anfang der 1990-er Jahre galt der Campbell-Zwerghamster als östliche Unterart des dsungarischen Zwerghamsters (siehe https://dsunginea.de/steckbrief/, dort Verbreitung vom Dsungi zu sehen), daher hybridisierte man sie.
Unter https://dsunginea.de/haltung-und-fuetterung/unterscheidung-campbell-dsungare/ findet ihr noch weitere Informationen, auch zum Thema Hybridisierung. WICHTIG: eine Hybridisierung und Weiterzucht mit unverträglichen Tieren (Optik war dann wichtiger) in den letzten Jahrzehnten hat die Sozialverträglichkeit stark negativ beeinflusst, weshalb Tiere aus Hybrid- und unsozialen Linien immer allein gehalten werden sollten!
Er erreicht ein Gewicht von 30-65/70 g, Männchen sind meistens etwas größer und schwerer als Weibchen. Die Wildfangnachzuchten sind alle etwas kleiner, die Weibchen wiegen ca. 25-35g, die Männchen ca. 35-45g. Seine Lebensdauer beträgt 1,5-2 Jahre (Ausnahme: 2,5Jahre) in menschlicher Obhut, in der Wildbahn ist diese meistens nicht so lang und häufig nicht länger als ein Jahr. 90% der Jungtiere erreichen in der Wildbahn nicht die Geschlechtsreife.
Er lebt als soziales Tier in Steppen und Halbwüsten der Mongolei, des nordöstlichen Chinas, Tuwas, Dauriens und im Altai (südliches Sibirien). Er ist dämmerungs- und nachtaktiv, hauptsächlich ist er am frühen Abend und Morgen auf Futtersuche. Auch am Tag kann er ab und zu aktiv sein. Die Männchen beteiligen sich teilweise an der Jungenaufzucht, indem sie sie wärmen und Futter mit ins Nest tragen. Die Tragzeit beträgt 18-21 Tage, wobei das Weibchen in der Wildbahn meist zwischen ein und fünf Jungtiere zur Welt bringt. In Menschenobhut varriiert die Wurfzahl zwischen ein und zehn Jungtieren, immer häufiger treten auch bis zu zwölf Jungtiere auf. Sie werden nackt, blind und taub geboren und sind völlig hilflos. Nach ca. 1 Woche nehmen sie die erste feste Nahrung auf und werden bis Mitte der dritten Woche gesäugt. Sie betreiben Koprophagie des Blinddarmkotes des Muttertieres. In ihm befinden sich wichtige Bakterien, die sich nach oraler Aufnahme im Blinddarm ansiedeln, der der Celluloseverdauung dient. Ab Vollendung der vierten Woche sind sie selbstständig und befinden sich noch bis zur 12. Woche im Wachstum. Daher sollte man auch Weibchen nicht vor dem 4. Monat verpaaren, um Probleme bei der Geburt zu vermeiden und das geschlechtsreife, aber noch nicht zuchtreife Tier nicht unnötig zu stressen. Viele junge Mutter sind überfordert, zumal das eigene Größenwachstum in zu jungen Alter bei einer Trächtigkeit leidet und nachträglich nie wieder eingeholt werden kann. Diese Weibchen werden dann für immer einen Defizit, z.T. auch im Stoffwechsel haben!
Ab dem 28. Tag werden die Jungtiere in Geschlechtergruppen aufgeteilt, da es sonst Inzest gibt. Ich züchte artreine Wildfangnachzuchten, die in der Natur in Familiengruppen zusammenleben. Ein dauerhaftes Zusammenleben als gleichgeschlechtliche Gruppe ist dort nicht vorhergesehen. Harmonische Paare mit dem Nachwuchs aus 1-2 Würfen ist in der Regel gut verträglich, allerdings kommt bald das Problem der Inzucht auf. Gleichgeschlechtliche Gruppen vertragen sich bei den Wildfangnachzuchten nur bedingt und unter bestimmten Voraussetzungen, was Hamstererfahrung voraussetzt. In der seriösen Showlinienzucht mit artreinen Tieren sind aber in verantwortungsvollen Händen gleichgeschlechtliche Gruppen gut verträglich, da viele Generationen nur soziale Tiere verpaart wurden. Nicht immer bestehen diese bis zum Ende eines Hamsterlebens. Falls Interesse an solchen Tieren besteht, kann ich wärmstens die Zucht „Furball Campbells“ empfehlen: https://furball-campbells.jimdosite.com/
Zu der täglichen Nahrung zählen hauptsächlich (Gras-)sämereien, Kräuter, Triebe, z.T. Knospen, in sehr geringem Anteil auch vegetative Pflanzenteile wie Stängel und Blätter. Sie sind sehr gute Jäger auf lebende Insekten, 30 bis 40 % der Nahrung (getrocknet nur noch ca. 10 % Massenanteil) macht tierisches Eiweiß aus. Sie fangen Spinnentiere, Schnecken und kleine Insekten (vor allem Käfer) sowie deren Larven. Mehr zum Thema Ernährung finden ihr unter https://dsunginea.de/fuetterung/
Die IUCN stuft den Campbell-Zwerghamster als nicht gefährdet ein.