Vorab: dies dient der reinen Information, es soll kein Anreiz sein, eine Zucht zu eröffnen. Die Zucht von Hamstern (und anderen Tieren) erfordert umfassendes Grund- und Genetikwissen, hohe finanzielle Rücklagen und Verantwortungsbewusstsein. Sollte dies alles gegeben sein und man möchte mehr Infos bekommen, bin ich gern über meine E Mail hamsterzucht@dsunginea.de erreichbar 🙂
Das menschliche Genom besitzt ungefähr drei Milliarden Basenpaare, die den einfachen Chromosomensatz einer Zelle darstellt, der die Erbmasse bildet. Die Chromosomen sind also sehr komplex. Der Mensch besitzt ca. 80000 bis 140000 codierende Gene auf einem Chromosom. Codierende Gene und auch nicht codierende Gene bilden den Genotyp, wobei erstere den Phänotyp, also das Aussehen beeinflussen. Jedes Gen kann zwei mögliche Ausprägungen haben, die man Allele nennt. Agoutis haben immer das erste Gen im Gencode als AA. Allerdings gibt es auch noch Saphirträger, bei dem ein Elternteil ein äußerlicher Saphir war oder ein oder beide Saphirträger. Da Saphir auf einem anderen Gen als Agouti liegt, lautet der Gencode beim Saphirträger AA dd (äußerlich agouti) und beim äußerlichen Saphir dd, wobei kein Agoutigen existiert und auch nicht vererbt werden kann.
Ich glaube es würde den Rahmen sprengen, wenn ich alle Genetikgrundsätze hier aufzählen würde. Am besten machen Sie sich vorher mit den mendelschen Gesetzen vertraut, die den Grundstein für meine nächsten Ausführungen legen 🙂
Wie oben erwähnt werden alle dominant vererbten Allele immer groß geschrieben, alle rezessiv (subdominant) vererbten klein.
Mögliche Farbschlagallele für Dsungis sind:
A- agouti (dominant vererbt, mögliche Gencodes: AA/AA dd), stark ausgeprägte Dreibogenlinie, deutlicher schwarzer Aalstrich, schwarz-dunkelbraune Grundfärbung, Bauch unterhalb der Dreibogenlinie hellgrau, helle Abzeichen an Kehle- und Brustpartie
d- saphir (rezessiv vererbt, es bestehen keine Agoutiallele), Farbmutation, bei der das schwarze Pigment gehemmt wird, sodass es blau-grau erscheint, der Aalstrich ist aufgehellt, Dreibogenlinie bleibt erhalten
Pe-pearl (codominant vererbt)- Zeichnungsgen (legt sich über die eigentliche Färbung, verhindert, dass sich Pigmente im Haar einlagern). Kreuzt man zwei Pearl-Träger (=Gencode PePe), dann werden die bzw. ein Teil der Jungtiere noch im Mutterleib resorbiert. Pearl wird codominant vererbt, das bedeutet, dass es sich in 50% der Fälle parallel zu agouti oder saphir durchsetzt. Bei der Kodominanz wirken beide Varianten(Allele) eines Gens gleich stark auf den Phänotyp ein. Z.B. trägt ein Tier in agouti-pearl den Hauptfarbschlag agouti, welcher gleichzeitig vom Zeichnungsgen pearl überlagert wird. Es kann bei den beiden Hauptfarbschlägen agouti und saphir sowie in der Kombination mit umbrous vorkommen und verhindert fast vollständig die Einlagerung von Melanin als dunkles Pigment in die Haare.
Me- merle (codominant vererbt)- Zeichnungsgen (legt sich über die eigentliche Färbung, verhindert, dass sich Pigmente im Haar einlagern). Im Gegensatz zu Pearl scheint eine Verpaarung von zwei Tieren in Merle nicht lethal zu sein. Merle wird wie Pearl codominant vererbt. Merle bewirkt einen hellen Kragen und eine allgemeine Scheckung des Fells über der Dreibogenlinie.
U- umbrous (codominant vererbt, mögliche Gencodes: UU –> homozygot und Uu–> heterozygot)- Modifikator: verstärkt die Einlagerung von Melanin in den Haaren, dadurch sind sie dunkler. An den Hinterpfoten zieht sich eine dunklere Färbung bis zu den Hinterzehen. Das Fell ist außerdem etwas dichter. Tiere in umbrous können in Verbindung mit allen sechs Farbschlägen vorkommen.
Wildfangnachzuchten sind immer in agouti, haben ausschließlich den Gencode AA und sind damit keine Saphirträger.










Winterfell
Ab Ende Oktober/Anfang November färben viele Dsungarische Zwerghamster – als einzige Hamsterart- ins Winterfell über. Meistens ist das Umfärben nach zwei Wochen abgeschlossen. Das Umfärben dient in freier Wildbahn (u.a. Südwestsibirien) in schneereichen Regionen der Tarnung im Winter. Im zweiten Lebenswinter findet das Umfärben nicht mehr so stark oder gar nicht mehr statt. Meine Theorie dazu ist, dass die Hauptfortpflanzungszeit in freier Wildbahn von Mai bis September reicht. Ein Großteil der Tiere erreicht das fortpflanzungsfähige Alter nicht geschweige denn ihren 2. Winter (dann ca. 1,5 Jahre alt). Ein zweites Umfärben ist also nicht mehr nötig, da dann die Tiere gar nicht mehr leben.
Das Umfärben wird nicht durch sinkende Umgebungstemperatur, sondern durch die kürzer werdende Tageslichtlänge ausgelöst. Fällt diese Länge auf unter 8 Stunden pro Tag, wird der Fellwechsel eingeleitet, die Körpertemperatur sinkt ab und der Stoffwechsel verlangsamt sich durch eine hormonelle Umstellung. Die Tiere können in der Zeit bis zu 1/3 des Körpergewichts (ca. 10-15g) verlieren und bunkern vermehrt. Der Gewichtsverlust bewirkt eine größere Körperoberfläche bei einem verhältnismäßig nun kleineren (leichteren) Tier. Die Bergmann´sche Regel (gleichwarme (homöotherme) Tiere sind in kalten Regionen größer als nah verwandte Arten in wärmeren Lebensräumen) scheint hier also nicht zu gelten. Laut der energetischen Untersuchung von STEINLECHNER gab es aber kein Missverhältnis beim Energieverbrauch, das dichtere Winterfell konnte die relativ größere Oberfläche vollständig kompensieren.
genauere Infos unter: https://www.saw-leipzig.de/de/projekte/zeitstrukturen-endokriner-systeme/endokrinologieiv/steinlechner.pdf








