Unterscheidung Campbell/Dsungare

Für den Laien ist der Unterschied zwischen dem Dsungarischen und Campbell Zwerghamster oft nicht ersichtlich, deshalb wurde in der Vergangenheit der Dsungarische mit dem Campbell-Zwerghamster gekreuzt – erst aus Unwissenheit, später ganz bewusst, weil Campbells öfter zu Farbmutationen neigen.

Bis vor ein paar Jahren ordnete man den Campbell Zwerghamster (Phodopus campbelli) dem Dsungaren (Phodopus sungorus) als Unterart zu. Diese Annahme konnte allerdings durch genetische Untersuchungen und weitere morphologische und soziale Unterscheidungsmerkmale widerlegt werden. Mittlerweile ist Phodopus campbelli eine eigenständige Art mit zwei Unterarten: Phodopus campbelli crepidatus (westliche Unterart) und Phodopus campbelli campbelli (östliche Unterart).

Die Hybridisierung mit dem Dsungaren führt zu einer genetischen Disposition für Diabetes, das Backflipping Syndrom, Herzfehler, Verfettung, ein geschwächtes Immunsystem, verkrümmte Wirbelsäulen, die Geburt blinder/haarloser Jungtiere und weitere. Zusätzlich ist der Schädel des Campbell Zwerghamsters breiter gebaut, sodass eine Kreuzung eines Campbell lastigen Zwerghamstermännchens mit einem weiblichen Dsungaren zu Geburtsproblemen und mitunter Tod der Mutter plus Jungtiere führt, da der Kopf der Jungtiere nicht durch den Geburtskanal passt.

Weitere Informationen dazu findest du unter folgenden Links:

https://ratfrett.jimdofree.com/2010/05/20/hybridfarben/

https://ratfrett.wordpress.com/tag/hybridisierung/

Zur besseren Anschauung habe ich bewusst Beispielbilder von Tieren der Wildfangnachzuchten gewählt.

  • Dsungarischer Zwerghamster (links)
  • Farbgebung agouti (Wildfarbe): Rückenfell dunkelbraun bis schwarz, Bauch hellgrau bis weißlich
  • Dreibogenlinie: klar abgegrenzt
  • Aalstrich: dünn, Verbreiterung auf Stirn
  • Fellstruktur: kürzeres Fell, sehr dicht, keine dunkleren Haarspitzen
  • Umfärben ins Winterfell: ja
  • weniger Farb- und keine Fellmutation
  • Körperform von oben: rundlich
  • westlicher Campbell Zwerghamster (rechts)
  • Farbgebung agouti (Wildfarbe): Rückenfell dunkelbraunes, graues bis dunkelbeiges Tipping, Bauch hellbeige bis weiß
  • Dreibogenlinie: verwaschen
  • Aalstrich: dicker, keine Verbreiterung
  • Fellstruktur: länger, weniger dicht, Haarspitzen sind meistens dunkel gefärbt
  • Umfärben ins Winterfell: nein
  • viele Farb- und zwei Fellmutationen
  • Körperform von oben: achterförmig mit angedeuteter Taille
  • Dsungarischer Zwerghamster (links)
  • Kopfform: rundlich
  • Augen: rund, wirken kleiner, werden seltener zusammengekniffen, weiter auseinanderstehend
  • Nase: “Ramsnase”, runde Schnauze
  • Ohren: können durch Falte zusammengeklappt werden (häufig in der Abwehrhaltung), rund (auf oberen Bild leicht zusammengeklappt)
  • Fußsohlen: behaart
  • westlicher Campbell Zwerghamster (rechts)
  • Kopfform: dreiecksförmig, spitz
  • Augen: oval, größer im Verhältnis zum Gesicht, zusammenkneifbar, dicht zusammenstehend
  • Nase: spitz nach vorn stehend (Bild oben)
  • Ohren: keine Falte, nicht zusammenklappbar, spitz und deutlich vom Kopf abstehend, bilden Dreieck mit Schnauze
  • Fußsohlen: unbehaart

Unterscheidung Wildfangnachzuchten (WFNZ) von den Showlinien:

Bei beiden Arten kann man sagen, dass die Showlinien im Gegensatz zu den WFNZ meist schwerer und größer werden. Zum Beispiel werden Campbell Wildfangnachzucht Männchen meist etwa 45-50g schwer, während Männchen der Showlinie auch die 70-80g Marke knacken können, ohne übergewichtig zu sein.

Bei beiden Arten bekommen die Weibchen der Wildfangnachzuchten jeweils signifikant weniger Jungtiere als die Showlinien. Campbell WFNZ Weibchen ziehen oft nur 2-4 Jungtiere auf, während bei Züchtern für Show-Campbells schon bis zu 12 Stück gezählt wurden, von denen oft 1-2 nicht überleben.

links: Dsungi der Showlinie (mit Modifikator umbrous, daher noch dunkler), rechts eine Wildfangnachzucht Dsungi
dieselben Tiere: vorn Showlinie, hinten Wildfangnachzucht

Unterscheidung im Charakter:

Dsungare:

Sie buddeln deutlich intensiver und bauen umfangreiche Gangsysteme. Daher sollte bei Liebhabertieren die Einstreuhöhe mindestens 20 cm betragen. Bei der Suche nach verstreuten Futter wird der Tunneltorpedo angeschmissen und nicht selten wird alles auf links gedreht, um auch ja das letzte Korn zu erwischen 🙂

Die Männchen sind oft ruhiger und randalieren nur selten. Die Weibchen sind häufiger von sich aus selbstbewusster und aktiver, fordern aber oft mehr Beschäftigung oder sogar Auslauf. Trotzdem ist die Aktivität immer vom jeweiligen Tier, dem Alter, Gesundheitszustand und der Jahreszeit abhängig. Viele Tiere passen sich auch dem Halter an und kommen kurz vor der gewohnten Fütterungszeit raus.

Nur harmonische Zuchtpaare teilen sich das Nest, öfter ist allerdings ein getrenntes Schlafen der Zuchtpartner zu beobachten. In einigen Fällen darf der Vater (nur bei Doppelwürfen) bei der Mutter und den Jungtieren im Nest schlafen. Er bringt dann Futter ins Nest und wärmt sowie die Jungen.

Bei den Dsungaren in Einzelhaltung findet man immer einen Futterbunker, mal größer, mal kleiner, ab und zu nach Kornarten sortiert.

Da Dsungaren in Einzelhaltung gehalten werden, findet kein übermäßiges Markieren statt. Männchen nutzen öfter als Weibchen die Bauchduftdrüse, um das Revier zu kennzeichnen. Durch die nicht so intensive Nutzung der Drüse mit dem etwas streng riechenden Sekret, bleiben artgerechte Gehege weitgehend geruchlos – egal ob Bub oder Weibchen.

Campbell:

Wenn Futter verstreut wurde, dann werden die obersten Sägespänchen in Kleinstarbeit rechts und links weggeschoben, selten wird tiefer als 5 cm zur Futtersuche gegraben. Trotzdem sollte das Einstreu mindestens 15 cm hoch sein, damit sie doch tiefer graben können, denn ab und zu gibt es Höhlenbauer. Der Großteil der Campbells schläft gern unter dem Sandbad in einem einfachen Blindgang.

Männchen und Weibchen machen im Verhalten gegenüber dem Menschen kaum einen Unterschied. In der Gruppe neigen allerdings die Weibchen in den brünftigen Tagen zu mehr Gezicke und sind “empfindlicher”. Wenn eine Freundin also sie anscheinend falsch mit dem Poppes beim Fressen berührt hat, gibt es schnell theatralisches Gequietsche.

Harmonische Zuchtpaare teilen sich gern das Nest zusammen, putzen sich gegenseitig und sind oft zusammen im Gehege unterwegs. Ähnliches Verhalten lässt sich bei den Familiengruppen mit Wurfgeschwistern und zusammengestellten sich mögenden Tieren feststellen. Harmonische Gruppen quetschen sich liebend gern gestapelt in möglichst enge Verstecke und genießen selbst an warmen Tagen den Körperkontakt.

Campbells in Gruppenhaltung tragen oft ihren eigenen kleinen Futterbunker in den Backentaschen umher. Manche Gruppen haben einen gemeinsamen großen Futterbunker, andere viele kleine oder keine speziell auffindbaren.

Campbells in Gruppenhaltung – besonders die Buben- neigen zur starken Reviermarkierung mit der Bauchdrüse. Der Gruppengeruch wird so aufrecht gehalten, indem immer wieder über Markierungen der Partner gegangen wird. Dadurch riechen die Gehege von Männchengruppen strenger. Etwas verstreute Blütenblätter oder Kräuter können die menschliche Nase etwas entlasten 🙂

Eine Beobachtung: Campbells neigen schneller mal zu langen Krallen, die gekürzt werden müssen.