Das bioaktive Gehege

Nele Krasinski war so freundlich, uns ihren Artikel über bioaktive Gehege und Bilder zum Naturgehege mit erdeähnlicher Kokoseinstreu zur Verfügung zu stellen. Sie betreibt die (derzeit pausierte) Zucht „Hamsters of Nature“ (Goldhamster) in Euskirchen bei Köln. Sie hat im Gegensatz zu uns bereits viel Erfahrung mit Gehegen mit Kokoserde als Einstreu und bioaktiven Gehegen 🙂


Seit 2016 halte ich Goldhamster in naturnahen Gehegen in Erde. 2021 konnte ich erste Erfahrungen im Bereich der bioaktiven Gehege sammeln und versuche die Gehege seither an den jeweiligen Bewohner anzupassen und zu optimieren.

In der Terraristik sind bioaktive Gehege bereits lange vertreten. Ein bioaktives Gehege ist ein kleines Biotop, indem neben dem Hauptbewohner auch noch kleine, für den Hamster unschädliche, Tierchen und Pflanzen leben. 

Voraussetzung für ein Bioaktives Gehege ist meiner Meinung nach ein Glasgehege. Bei einem Holzgehege, auch wenn es durch Lack von innen gegen erste Feuchtigkeit geschützt ist, habt ihr nicht die Einsicht in das Gehege wie bei einem Glasgehege und könnt kaum beobachten. Zudem kann es sein, dass die Feuchtigkeit dennoch ihren Weg in das Holz findet.

Zudem benötigt man:

– (Aquarium-)Kies (grob)

– Blähton/Tonkugeln 

– Chinchillasand

– Kokoserde

– Verstecke aus Ton, Keramik sowie Korkröhren und Weinreben

– Laufrad 

– Sandbad (z.B. kleines Glas-Aquarium, Tonschale)

– Futterpflanzen (z.B. Goliwoog , Grünlilie, Katzengras)

– Sämereien (bspw. aus dem Trockenfutter)

– Wassernapf

– „Bodenpolizei“ z.B. weiße Asseln, Panda Asseln, kubanische Asseln, Springschwänze 

Gestaltung:

Den Bodes des Geheges habe ich mit groben Aquarienkies, einer Hand voll Blähton und ein wenig Chinchillasand bedeckt um Staunässe zu verhindern. 

Großes und schweres Zubehör (Sandbad, Weinreben, Korkröhren) müssen standfest stehen und sollten bereits vor dem Befüllen der Erde im Gehege Platz finden. 

Holzzubehör sollte mehrfach lackiert werden. 

Die Kokoserde/Terrarienerde fülle ich abwechselnd mit dem Kies und dem Chinchillasand um das Zubehör herum ein und verteile Asseln und Springschwänze bereits gleichmäßig. (Angefangen also mit Kies folgt eine Schicht Kokoserde, dann wieder ein wenig Kies/Sand/Blähton usw.). 

Auch Sämereien kann man zwischendurch bereits in der Erde verteilen.

Die „Bodenpolizei“ hilft Schimmel zu vermeiden, zersetzen abgesonderten Urin und Kot und fressen Frischfutterreste zuverlässig. Die Population der Asseln wird durch das Nahrungsangebot reguliert. Normalerweise bekommt man die Kleinen auch nur selten zu Gesicht. Sie gehen nachts auf Nahrungssuche und kommen nur an die Oberfläche wenn unten nichts mehr zu finden ist. Den Hamster stören die Kleinen Helfer nicht. 

Weiteres Zubehör sowie Napf, Erlebnisfutter und Futter im Gehege verteilen. Frischfutterpflanzen in einem Ton-Topf oder einer Ton-Schale ins Gehege stellen.

Die Pflege des Geheges:

Die Kokoserde muss meinerseits nur selten zusätzlich mit Wasser besprüht werden. Zumeist besprühe ich nur regelmäßig die Pflanzen. Das Sandbad siebe ich alle paar Tage bzw. auch gerne mal täglich wenn es mit Erde zugeschüttet wurde. 

Die Bodenpolizei musste ich bislang nicht nachsetzen. Frischfutterreste muss ich nur äußerst selten entfernen – ebenso verhält es sich mit Pipiecken! Die Kleinen „Untermieter“ leisten also ganze Arbeit. 

Frischfutterpflanzen: 

Goliwoog Grünlilie und Katzengras findet man z.B. in der Zoohandlung. Wichtig ist, die Pflanzen vor dem Umtopfen gut abzuspülen (v.a. die Wurzel) da häufig Dünger verwendet wurde. Ich setze die Pflanzen in Gefäße mit Kokoserde und habe damit gute Erfahrungen. Anfangs ist es möglich, dass die Pflanzen relativ schnell „abgegrast“ sind – am besten regelmäßig erst wenig an Pflanzen rein setzen und die Menge steigern. Merken die Hamster, dass stets Frischfutterpflanzen zur Verfügung stehen, fressen sie diese nur bei Bedarf und versuchen nicht sie direkt zu inhalieren. 

Aus den Sämereien des Trockenfutters keimen zudem auch einige Pflanzen – es ist wirklich interessant was sich innerhalb kürzester Zeit in so einem Gehege entwickelt!

Todesfall – und nun?

Eine Frage, die mich und viele andere grübeln ließ. Komplette Gehegereinigung oder kann man einen anderen Hamster problemlos in das Gehege setzen? Riecht ein anderer Hamster seinen Vorgänger? 

Als im März 2021 einer meiner Hamster verstarb, hatte ich das Gehege leer gemacht und die Erde im Garten weiter verwendet.

Im Juni’21 verstarb dann ein weiterer „Hamster-Opi“ und ich gab dem Gehege knapp zwei Wochen, um sich zu regenerieren. So hatte die Bodenpolizei genug Zeit, alles zu zersetzen, was noch zu zersetzen war. Zudem räumte ich lediglich ein wenig auf, es gab ein frisches Sandbad, setzte anfangs noch einmal Asseln und Springschwänze nach. Daraufhin zog ein junger Hamster ein. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er gestresst wirkte oder auf der Suche nach dem Hamster wäre, der vorab in dem Gehege gelebt hatte. 

Allgemeine Beurteilung: 

 Es ist wirklich interessant zu beobachten, was sich in den Gehegen entwickelt. Liegen gebliebenes Trockenfutter keimt zu kleinen Pflanzen, die Hamster buddeln viele Gänge und wirken viel aktiver und motivierter das Gehege umzugraben. Asseln und Springschwänze vermehren sich super und halten das Gehege wunderbar sauber. Den Hamstern scheint die Bodenpolizei gar nicht groß aufzufallen – und wenn doch, gibt es einen Snack für zwischendurch. 😉 Keinerlei Geruchs- und Staubbildung. Toilettenecken musste ich bisher nur in den Gehegen reinigen, in dem mehr als ein Tier gelebt hatte – in meinem Fall, wenn ein Muttertier ihrem Wurf groß zieht. Andernfalls wird Kot und Urin komplett von der Bodenpolizei zersetzt. 

Dieses Gehege ist kosten- und zeitintensiver als „normale“ Gehege und mit viel Planung und Beobachtung verbunden! 

Nele Krasinski, hamsters-of-nature.com