Rote Vogelmilbe

Die rote Vogelmilbe – Wie man sie sich einschleppt und wieder los wird

Im Dezember 2020 und September 2021 hatten wir jeweils einen Befall mit roten Vogelmilben. Der erste Befall war sehr stark und das hauptsächlich betroffene Tier hatte bereits deutlich an Gewicht verloren, wirkte aber sonst fit. Nur durch Zufall habe ich die Vogelmilben bei der routinemäßigen Kontrolle des Nestes gefunden. Selbst wir wurden von den roten Vogelmilben nicht verschont. Erst dachten wir bei Bissen an den Beinen an Flöhe, die von unserem Hund eingeschleppt wurden. Das war aber im Winter eher abwegig.

Mit dem Artikel möchte ich motivieren Anzeichen schneller erkennen zu können und einen Leitfaden für die Behandlung an der Hand zu haben.

Allgemeines:

Die rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) gehört zu der Klasse der Spinnentiere  (Arachnida) und der Unterklasse der Milben (Acari) und ist weltweit verbreitet. Erkennbar ist sie unter dem Mikroskop an ihren für Spinnentieren typischen vier Beinpaaren. Die Larven besitzen nur sechs Beine. Als blutsaugender Ektoparasit ist sie nüchtern an der weiß-grauen Farbe und einer verhältnismäßig schnellen Fortbewegung zu identifizieren. Nach einer Blutmahlzeit scheint die rote bis bräunliche Farbe durch den Darm und das Rückenschild, was ihr den Namen eingebracht hat. Wie alle Milben ist der ovale Körper zweiteilig: der vordere Teil trägt die langen zylindrisch-borstigen Mundwerkzeuge (Cheliceren), die vorgestreckt werden, um die Haut des Wirtes zu durchbohren. Wenn sie zusammengelegt werden, bildet sich ein Nahrungskanal, durch den das Blut aufgesaugt wird.  Der hintere Teil des Körpers ist oben vom Dorsalschild und unten von den Sternal-, Genital- und Analschilden bedeckt. Die Weibchen sind bis zu 1mm lang, während Männchen nur ca. 0,6mm lang werden.

Ein Weibchen kann in ihrem Leben ca. 30 bis 50 Eier in bis zu acht Gelegen mit je 4-8 Eier legen. Von der Eiablage bis zum geschlechtsreifen adulten Tier dauert es lediglich 7 bis 14 Tage. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen bereits die Nymphen (Jungtiere), häuten sich direkt zur Protonymphe, saugen Blut und häuten sich das zweite Mal zur Deutonymphe. Nach der dritten Häutung sind die ausgewachsenen Tiere ca. zwei bis drei Monate lebensfähig. Sie können bis zu neun Monate ohne Nahrung überdauern. Wir vermuten, dass wir den ersten Befall vom Dezember 2020 nicht ganz ausmerzen konnten, einzelne Tiere bis zum „zweiten“ Befall im September überdauert haben und durch den warmen August und September 2021 hochgekommen sind.

Während der warmen Sommermonate mit Temperaturen von 15 bis 35°C kann es innerhalb kürzester Zeit zu einer Populationsexplosion kommen, sodass bei der Gehegereinigung zeitgleich gezielt auf Milben kontrolliert werden sollte. Bei niedrigen Temperaturen (15 bis 20 °C) ist die Überlebensrate und die Generationenabfolge mit 28 Tagen pro Generation geringer. Mit 20 bis 30°C überleben mehr Jungtiere und die Generationsabfolge beträgt nur ca. sieben Tage.

Die rote Vogelmilbe wird erst in der Dämmerung aktiv und ist ein temporärer Ektoparasit. Das bedeutet, dass sie den Wirt nur kurz zur Nahrungsaufnahme (ca. 20-30 Minuten) besucht und zwischen den Mahlzeiten in unmittelbarer Umgebung vom Wirt zu finden ist. Außerhalb der Wohnung hält sie sich während des Tages in größeren Kolonien vorwiegend in Vogelnestern, Dachböden mit verwilderten Straßentauben und in Geflügelställen auf. Bei einem Befall findet man sie in einem Umkreis von bis zu zwei Metern um den Wirt in dunklen Nischen und Ritzen oder sogar an Wänden. Um den Wirt zur nächsten Mahlzeit wiederzufinden, können die Saugmilben schon kleine Temperaturveränderungen wahrnehmen.

Übertragungswege

Normalerweise sind verschiedene Vogelarten wie Hühner, Gänse, Sing- und Ziervögel die Hauptwirte der roten Vogelmilbe.

Eine Übertragung auf andere Wirtstiere (Fehlwirte) wie z.B. den Haushund oder den Menschen tritt bei einem Wald- und Wiesenspaziergang oder durch die Fütterung von Wildvögeln (v.a. Spatzen) auf. Erhöhtes Risiko gilt für Menschen, die beruflich oder privat engen Kontakt zu Geflügel oder verwilderten Haustauben und allgemein verlassenen Vogelnestern haben. Unglaublich selten kann die rote Vogelmilbe oder auch tropische Rattenmilbe, die als Fehl- und Hauptwirte Lagerschädlinge wie Ratten oder Mäuse befallen, im Futter eingeschleppt werden. Außerdem ist eine Übertragung mit Einstreu, Heu, Ästen, Wurzeln, gepflückter Wiese etc. möglich. Neue Tiere, deren Quarantäne und Prävention (Spotten mit milbentötenden Mittel, Absuchen des Fells, …) fehlerhaft abgelaufen ist, können ebenfalls diese Krabbler eintragen.

Vorbeugung eines Befalls:

Vogelmilben vermehren sich bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme besonders schnell, daher ist regelmäßiges Lüften wichtig. Die Wahrscheinlichkeit sich rote Vogelmilben über das Futter einzuschleppen ist so gering, dass Ausbacken von Futter als Vorbeugung unnötig ist und sogar dem Hamster mehr schadet als hilft (siehe Artikel zum Ausbacken vom Futter in der letzten Ausgabe der dHV). Schon beim über die Wiese zu laufen es zu einem Befall kommen könnte. Laut Umweltbundesamt und dem Kipi-Konzept reicht ein Einfrosten von Futter bei -20°C für mindestens zwei Wochen, um Vogelmilben abzutöten.

In der Natur legt die rote Vogelmilbe ihre Eier unter der Rinde von Bäumen ab, um sie dort überwintern zu lassen. Ich backe Sägespäne als Einstreu nicht aus, denn die Wahrscheinlichkeit eines Befalles ist gering und im Ofen herrscht erhöhte Brandgefahr.

Wenn ich Heu für meine Hamster kaufe, dann achte ich auf einen hohen Kräuteranteil. Goldhamstern fressen anteilig mehr davon, daher lohnt es ich sich nicht nur als Nistmaterial. Als alternatives Nistmaterial eignet sich kleingerissenes ungebleichtes Toilettenpapier, das ist gut und günstig. Bei Zwerghamstern empfinde ich Heu als überflüssig, weil in gut strukturierten Sägespänen Gänge genauso gut wie beim „Lasagne-Prinzip“ halten, bei dem abwechselnd Heu und Späne geschichtet werden. Das Heu legt man ca. 20-30min bei 60-80 °C in den Backofen. Falls ihr das auch machen wollt, achtet darauf, dass keine Stängel die Heizstäbe berühren und man immer ein Auge darauf hat.

Nach einem Besuch im Wald oder anderen Orten mit erhöhter Übertragungsgefahr empfiehlt sich ein Kleidungswechsel vor Betreten des Tierzimmers, bzw. kurz nach Betreten der Wohnung.

Als weitere präventive Maßnahme kann man in den Sand im Gehege etwas Kieselgur mischen, damit mögliche Ektoparasiten (wirkt auch gegen Flöhe etc.) abgetötet werden, mehr zu Kieselgur findet ihr unter „Behandlung“.

Symptome bei einem Befall:

Rote Vogelmilben sind bedingt wirtsspezifisch und eine Zoonose (auf den Menschen übertragbar) sind, sodass sie bei nicht ausreichend Nahrung andere Säugetiere parasitieren. Diese Fehlwirte sind sowohl Hamster als auch Mensch. Bei einem Befall des Menschen kommt es zur sogenannten „Vogelhalterkrätze“ mit stark juckenden kleinen Stichen bis zu allergischen Quaddeln. Der Juckreiz hält über Tage an, oft kratzt man sich unbewusst auch im Schlaf. Bei unserem ersten Befall wurden wir vorwiegend an den Armen und Beinen gebissen.

Bei Hamstern zeigt sich vermehrter Juckreiz mit häufigem Kratzen, das auch als vermeintliches Putzen interpretiert werden kann, auf. Es können leicht kahle Stellen mit vereinzelt blutigen und krustigen Stellen im Fell entstehen. Dadurch besteht die Gefahr einer Sekundärinfektion durch eintretende Bakterien in die Wunden. Am Anfang eines Befalls sind die Wirtstiere eher unruhig und rastlos. Je stärker und langanhaltender der Befall ist, desto anämischer (blutleerer) werden die Tiere, die dann apathisch, abgemagert und desorientiert werden können.

Vorwiegend kurz vor dem Aufwachen des Hamsters in seinem Nest kann man die Milben direkt auf dem Tier sehen. Denn die Milben sind in der Dämmerung schon aktiv, aber der Wirt ist noch schlafend an einer gut erreichbaren Stelle. Oft verweilen die Saugmilben unterirdisch im Streu oder im Schlafhäuschen den Tag bis zur nächsten Mahlzeit.

Diagnose als rote Vogelmilbe

Eine Bestimmung (rote Vogelmilbe oder tropische Rattenmilbe) muss nur erfolgen, wenn man danach eine chemische Bekämpfung vornimmt. Die biologisch-physikalische Methode ist bei allen Insekten und Spinnentieren wirksam.

Wenn man nun etwas krabbeln sieht, dann kann man den Parasiten auf hellem Untergrund zerdrücken und prüfen, ob ein roter Fleck von der letzten Blutmahlzeit zurückbleibt. Wenn ja, dann weiß man, dass es sich um Saugmilben, Flöhe oder eine Zecke handeln muss. Allerdings hinterlassen Ektoparasiten im nüchternen Zustand keinen roten Fleck, daher ist eine Bestimmung unter dem Mikroskop unerlässlich. Sobald man eine zweite vermeintliche Milbe findet (meist auf hellem Nistmaterial um den Schlafplatz des Hamsters) soll man diese unzerdrückt auf einem Stück Klebestreifen befestigen, um sie bei einem Tierarzt, geeigneten Labor oder Schädlingsbekämpfer untersuchen zu lassen. Wenn man es sich zutraut, kann man auch selbst mit einem Mikroskop (auch kleine und günstige reichen schon aus) die Milbenart bestimmen. Beim kleinsten Zweifel würde ich aber immer empfehlen einer fachkundigen Person die Bestimmung zu überlassen.

Die Milbenarten unterscheiden sich durch einen unterschiedlichen Bau der Mundwerkzeuge und artspezifisch ausgeprägte Bauch- und Rückenschilde sowie Behaarung. Die rote Vogelmilbe hat im genährten Zustand im Gegensatz zur tropischen Rattenmilbe zwei symmetrische weiße Makel auf dem Rückenschild. Beide Milbenarten können recht ähnlich bekämpft werden, also gilt Folgendes auch für die tropische Rattenmilbe.

Behandlung:

Solang man keinen starken Befall hat und keine „Chemie“ anwenden möchte, dann direkt zu dem Teil „Biologischen Bekämpfung“ springen.

  1. Kieselgur/doppelseitiges Klebeband:

Rote Vogelmilben sind sehr mobil und können bei Nahrungsmangel ihren Aufenthaltsort für einen neuen Wirt schnell verändern. Um daher eine mögliche Ausbreitung einzudämmen oder gänzlich zu verhindern, ist es wichtig das befallene Gehege zu sichern. Dazu eignet sich vorrangig Kieselgur, ein weißlich feines Pulver, bestehend aus den Schalen fossiler Kieselalgen (Diatomeen), die aus Kieselalgenschlamm gewonnen werden. Die Schalen enthalten nicht kristallines Siliziumoxid (Quarz), was hoch porös ist und eine gute Rieselungsfähigkeit, wodurch es in kleinste Ritzen vordringen kann. Der Kieselgur setzt sich in den Gelenken der Spinnentiere fest und verursacht viele kleine Verletzungen, die Lymphflüssigkeit austreten lassen. Über die Atmung dringen die Kristalle in den Körper ein und trocknen ihn aus. Kieselgur wirkt rein mechanisch, weshalb eine Überdosierung und Resistenzen nicht auftreten können. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Kieselgur alle Insekten und Spinnentiere abtötet, sodass vor der Bekämpfung erstmal keine vorherige Bestimmung durch jemand Fachkundigen erfolgen muss. Nur bei der chemischen Behandlung muss

Kaufen kann man Kieselgur als Spraydose „Ardap GREEN Milbenspray“, mit ca. 30 – 35 € pro Liter ist es teurer als Kieselgur in Pulverform. Man mischt das Pulver mit Wasser in einer Sprühflasche an und schüttelt es vor Gebrauch kräftig. Ich kann Sprühflaschen mit Pumper empfehlen, weil sie einen konstanten inneren Druck aufbauen, der die Handhabung beim Aussprühen erleichtert. Die Düse sollte nicht zu fein gestellt sein, sonst verstopft sie schnell.

Bei der Verwendung von Kieselgur, egal ob gesprüht oder lose, sollte immer eine Maske getragen werden, da die Partikel lungengängig sind und damit nicht ungefährlich. Zur Entfernung auf glatten Oberflächen, wie Glas, reicht es aus mit einem feuchten Lappen grob abzuwischen und mit Küchenpapier den Rest zu polieren. Sobald Kieselgur auf rauen Oberflächen (Tapete) aufgebracht wurde, bekommt man ihn nur sehr schwer wieder ab. Es hilft die Oberfläche mit einem trockenen Tuch abzuwischen und anschließend mit einer Bürste und Staubsauber den Rest zu entfernen. Egal wie viel Mühe man sich bei der Entfernung gibt, Rückstände bleiben noch sichtbar.

Rückstande vom Kieselgur sind an der grünen Tapete noch sichtbar

Das befallene Zimmer sollte am Türrahmen mit doppelseitigem Klebeband gesichert werden. Falls es sich um das Schlafzimmer handelt und man wegen dem Befall nicht mehr dort schläft, dann fangen die Milben an zu wandern. Auch müssen Hunde, Katzen und Frettchen vom befallenen Zimmer tunlichst ferngehalten werden, weil sie den Befall verschleppen können. Sie sollten ebenfalls mit einem geeigneten Spot-On oder Tabletten behandelt werden. Dazu sollte man sich von seinem Tierarzt beraten lassen.

2. Hamster spotten und in Quarantänegehege

Die befallenen Hamster sollten vor dem Umsetzen in eine Quarantänebox gespottet werden, um die Milben schnell loszuwerden und nicht in die Quarantänebox zu übertragen. Als Spot- Textfeld: Ardap Sprayon in den Nacken eignet sich Stronghold für Kitten (15mg) oder Ivomec. Bei Zwerghamstern reicht jeweils ein kleiner Tupfer ohne zu stark auf die Tube zu drücken. Bei Goldhamstern kann man einen Tropfen setzen. Hamster sollten nicht vor der vierten Lebenswoche, besser sechsten, gespottet werden.

Ardap Spray

Das befallene Tier wird dazu in eine saubere hohe Box mit einem sauberen Keramikversteck und Küchenpapier als Bodenbedeckung gesetzt. Am Rand der Box und absolut unerreichbar wird doppelseitiges Klebeband angebracht, damit die Vogelmilben nicht herauskrabbeln können. Nach der Wartezeit (30 bis 60 min) wird das Tier in eine Quarantänebox gesetzt. Weil Vogelmilben nicht wie Flöhe springen können, kann man auch kleinere Transportbox in eine etwas größere Box mit doppelseitigem Klebeband stellen, falls die Gefahr besteht, dass der Hamster sonst ans Klebeband kommt. Die Boxen müssen nach der Benutzung mit heißem Wasser aus der Dusche (mind. 60 Grad) oder kochendem Wasser ausgespült werden, ohne vorher das Klebeband zu entfernen. Ich empfehle bei der Behandlung ein T-Shirt zu tragen, damit die Milben nicht ungesehen verschleppt werden können. Auf heller Kleidung sieht man Ausreißer auch besser.

Die Hamster in Quarantäne müssen nach zwei bis drei Wochen mit Stronghold und nach sieben Tagen bei Ivomec nachgespottet werden. Bei mir haben sich zweimal spotten mit Stronghold ausgereicht, trotzdem kann man insgesamt dreimal mit den genannten Abständen spotten, um auf Nummer Sicher zu gehen. Nach jedem Spotten wird das Tier in eine frische Quarantänebox gesetzt. Entweder hat man dazu direkt eine zweite zur Hand oder man nutzt wieder das Transportbox-in-größere-Box- Prinzip. In einem Rutsch kann man so die wöchentliche Reinigung der Pipistellen abhaken, ohne das Tier doppelt zu stressen. Anschließend alles korrekt reinigen und desinfizieren.

Für ein Quarantänegehege eignet sich eine große Plastikbox mit mind. 40 cm Höhe (z.B. Ikea Samla 130 Liter: 78 x56x 40cm) oder ein Aquarium in ähnlichen Maßen. Samlas lassen sich leicht reinigen und sind stapelbar. Innen wird wieder unerreichbar doppelseitiges Klebeband angebracht. Falls man keine so hohe Box aufbringen kann, kann man sie auch außen mit einem pyrethriodhaltigen Antiparasitikum (z.B. Ardap Ungezieferspray) imprägnieren und zusätzlich einen Ring um die Box sprühen, sodass man sich das doppelseitige Klebeband sparen kann. Flach ausgelegtes Küchenpapier dient als Bodenbedeckung, dazu werden vorher ausgebackene Verstecke gestellt. In der Quarantänebox sollte ein Sandbad stehen, zur Sicherheit kann noch Kieselgur in den Sand hinzugefügt werden. Der Ständer vom Laufrad muss so weit von der Wand entfernt sein, dass sich der Hamster nicht zwischen diesem und der Boxenwand hochstemmen kann.

3. Umgebungs- und Gehegedesinfektion

Die Einrichtung wird wie oben beschrieben in einzelnen Fuhren ausgebacken, im Geschirrspüler bei mind. 60 °C gewaschen (Keramik, Schieferplatten, …) oder bei 1000 Watt für zwei bis drei Minuten in die Mikrowelle stellen. Zubehör, was nicht in den Ofen passt, kann unter der Dusche mit heißem oder kochendem Wasser abgespült werden. Heunester oder ähnliches können bei mind. -18 °C für zwei Wochen eingefrostet werden. Seit diesem Jahr gilt eine neue EG-Richtlinie, die mind. -18 °C für neu produzierte Gefrierschränke vorsieht. Im Zweifel kann man zur Kontrolle ein Thermometer in ältere Kühlgeräte legen.

Das gesamte Streu wird in reißfeste Müllbeutel getan und zusätzlich von oben gründlich mit Ardap Ungezieferspray eingesprüht und dicht verschlossen. Danach wandert es unverzüglich in den Restmüll. Im Biomüll darf es nicht landen – egal was die Kommune für Einstreu vorgibt- da es sich gefährliches Gut handelt. Der Restmüll wird wegen dem Seuchenschutz fast immer verbrannt.

4. Die chemische Keule

Bei einem mittelstarken bis massiven Befall (Bisse beim Menschen, deutlich sichtbare Ansammlungen der Milben, Befall mehrerer Gehege,…) kann das Gehege innen und außen mit einem pyrethrumhaltigen Spray (z.B. Ardap Ungezieferspray) eingesprüht werden. Auch sollten schwer erreichbare Stellen für den folgenden Vernebler (unter dem Bett, hinter dem Schrank) eingesprüht werden. Wichtig ist, dass tief in alle Ritzen gesprüht wird, damit die Milben und ihre Eier durch das Gift sterben. Solche Sprays haben laut Hersteller eine Wirkung von bis zu sechs Wochen, in Untersuchungen konnte schon eine Depotwirkung von bis zu sechs MONATEN nachgewiesen werden. Das pyrethrumhaltige Antiparasitikum hat die Fähigkeit sich anzureichern, wodurch neben Wasserorganismen und Insekten dann auch höhere Wirbeltiere (Mensch, Hund, … ) gefährdet sein können. Daher sollte das Innere des Geheges nach Ende der Quarantäne gründlich mit Essigwasser ausgeschrubbt werden sollte, um giftige Rückstände zu entfernen. Wenn man Raubmilben (siehe biologische Bekämpfung) bei einem mittelstarken Befall anwenden möchte, darf man nur außerhalb des Geheges einen Schutzring sprühen, sonst sterben auch die Nützlinge mit ab.

Zusätzlich sollte man bei dieser Vorgehensweise bei einem massiven Befall den Raum mit einem Indorex-Fogger vernebeln, der erhöht in der Mitte des Raumes platziert wird. Im Fogger befindet sich ein Kontaktgift, dass sich auf alle erreichbaren Oberflächen legt und eine Depotwirkung hat. Auch der Kleiderschrank und das Auto sollten mit einem eigenen Fogger ausgestattet werden, wenn es einen massiven Befall gibt. Nach der Anwendung des Verneblers kann die Wäsche bedenkenlos aus dem Kleiderschrank genommen werden, ohne eine Verschleppung befürchten zu müssen. Ohne Ausnahme muss die Kleidung bei mind. 60°C gewaschen, auch um das Gift des Verneblers zu entfernen. Nahrung muss vor dem Starten des Verneblers aus dem Raum geschafft werden oder luftdicht verschlossen gelagert werden. Auch alle anderen Lebewesen wie Pflanzen müssen aus dem Raum entfernt werden. Das gilt auch für Fische, deren Belüftungsschlitze des Aquariums dicht mit Klebestreifen gesichert werden müssen. Der Vernebler soll nach dem Starten durch einen Knopfdruck mindestens zwei Stunden einwirken, besser aber sechs bis zwölf Stunden. Der Indorexfogger ist sehr giftig, daher sollte man erst nach 48 Stunden den Raum wieder für sich und die Tiere nutzen. Nach der Einwirkungszeit sollte dauerhaft das Fenster zum Lüften geöffnet sein.

5. Biologische Bekämpfung:

Leider sind bereits Resistenzen gegen pyrethroidhaltigen Antiparasitika (Ardap, Indorex) bei Vogelmilben und vereinzelt bei Rattenmilben aufgetreten, sodass die biologische Bekämpfung zuverlässiger sein kann. Bei unserem ersten Befall haben wir uns hauptsächlich auf eine chemische Behandlung mit Spot-on, Ardap-Spray und Indorex-Fogger konzentriert. Nach neun Monaten trat ein erneuter Befall auf, wir vermuten aber, dass er sich aus einem Restbestand des ersten Befalls entwickelt hat, der nicht richtig eliminiert wurde.

Bei geringen bis mittelstarken Befällen, aber auch zur Vorbeugung bietet sich das Aussetzen der natürlichen Feinde der roten Vogelmilbe – die Raubmilbe– an. Hypoaspis miles frisst sowohl rote Vogelmilben als auch tropische Rattenmilben (ca. fünf Stück pro Tag) plus deren Eier, ist sehr mobil und folgt seinen Beutetieren aktiv. Da sie etwas kleiner als ihre ausgewachsene Beute sind, können sie sie in den kleinsten Ritzen erwischen, was der Fogger, das Ardap-Spray und der Kieselgur nicht schaffen.

Raubmilbe “Gustav”

Stark befallene Gehege sollten leergeräumt und der Hamster einmalig gespottet werden. Wenn man ein unbeschichtetes Gehege (z.B. OSB) hat, kann man zusätzlich mit einem Dampfreiniger innen und außen das Holz behandeln. Nach der Reinigung der Einrichtung (siehe Gehegereinigung) kann man das Gehege wieder einrichten und den Hamster mit den Raubmilben einsetzen. Chemische Methoden dürfen gar nicht und Kieselgur nur außerhalb des Geheges oder gar nicht benutzt werden, sonst sterben auch die Raubmilben daran.

Die Raubmilben werden in einem ungefährlichen Gemisch, in der Struktur ähnlich von Weizenkleie geliefert. Ich bestelle gern beim Grünteam- Gartenshop (https://www.gruenteam-versand.de/raubmilben-gegen-vogelmilben#desc), die 12500 Stück für 20€ inkl. Versand liefern. Alternativ kann ich auch den Anbieter Andermatt-Biovet empfehlen, der „Androlis“ (bis zu drei Monate Lebensdauer, https://www.andermatt-biovet.de/de_bvi/raubmilbe-androlis-gegen-huehnerlaeuse-hobbyhalter.html) und „Taurrus“ Raubmilben im Angebot hat. Sie sind etwas teurer, aber besonders Taurrus (bis zu sechs Monate Lebensdauer, https://www.andermatt-biovet.de/de_bvi/raubmilbe-taurrus-gegen-blutlaeuse-hobbyhalter.html) ist langlebiger und kommt mit trockenerem Klima besser zurecht. Nach der Anlieferung sollten sie innerhalb der nächsten 1-3 Tage ausgebracht werden, sonst fangen sie an sich gegenseitig zu fressen. In der Zwischenzeit kann man sie im Kühlschrank lagern, um den Stoffwechsel der Raubmilben zu verlangsamen, damit sie nicht so schnell aushungern. Es ist unerlässlich das ausgesetzte Nest der Raubmilben täglich etwas zu befeuchten. Ich nutze gern die Duftlampen von Action: die große Öffnung wird in eine Gehegeecke gedreht und von oben nochmal mit einer kleinen Schieferplatte gesichert, sonst quetschen sich manche Hamster gern rein und schlafen darin. An den kleinen Löchern an der Seite können die Raubmilben dann ein- und ausgehen. Solche Duftlampen habe ich bei dem zweiten Befall in der ganzen Wohnung, ja sogar im Badezimmer aufgestellt. Mit ein paar Wochen Geduld war kein Befall mit roten Vogelmilben mehr sichtbar.

Ich kann diese Methode sehr empfehlen, denn seit ich sie auch ca. alle 4-5 Monate zur Vorbeugung aussetze, habe ich keinen Befall mehr gehabt. Die Hamster können im Gehege bleiben, da sie nicht gebissen werden und die Raubmilben mit knapper werdendem Nahrungsangebot einfach sterben.

Zwerghamster Älla hat in der Ausbringehilfe geschlafen, Flies zum feucht halten der Raubmilben wurde als Nistmaterial benutzt

6. Thermische Bekämpfung: Wärmeentwesung

Die Wärmeentwesung wird von professionellen Kammerjägern benutzt, die mit speziellen Geräten die Wohnung auf ca. 60 °C aufheizen. Ab 42 °C denaturieren Proteine, sodass alle Milben und deren Eier in dieser einmaligen Behandlung ohne Rückstände abgetötet werden. Leider ist diese Form der Bekämpfung oft sehr teuer und bewegt sich in einem vierstelligen Eurobetrag.

  • Was funktioniert nicht?

Das Besprühen mit Bactazol Desinfektionsspray hat keine Wirkung auf eine rote Vogelmilbe gezeigt, sie ist einfach weitergekrabbelt.

Auch hat der Ozongenerator bei uns nicht funktioniert, denn die Testmilbe, die in einem Gefäß daneben festgehalten wurde, war auch danach noch am Leben. Wir haben den Ozongenerator mit einer Leistung von 20g je Stunde für vier Stunden auf einer 2,20m hohen Leiter aufgestellt. Ozon ist bekanntlich schwerer als Luft und das Gerät muss daher möglichst weit oben positioniert werden. Es ist möglich, dass in das Gefäß mit der Milbe nicht genug Ozon eindringen konnte und daher das Ergebnis verfälscht hat. Natürlich wurden vorher alle Tiere und Pflanzen aus dem Zimmer entfernt und ca. einer Stunde lüften wurde der Raum erst wieder von uns und unserem Hund genutzt. Das Ozongas baut sich rückstandslos ab, was ein großer Vorteil ist. Soweit ich weiß, sind die Geräte mit dieser Leistung die letzten noch für den Privatgebrauch zulässigen Geräte. Manche Schädlingsbekämpfer bieten diese Form der Bekämpfung an und benutzen wahrscheinlich leistungsstärkere Geräte.

Quellen: